Abfallsammlung neu gedacht beim Zweckverband Ostholstein
Der Zweckverband Ostholstein (ZVO) mit Sitz in Sierksdorf ist ein Unternehmen der Daseinsvorsorge mit einer über 90-jährigen Tradition. Gut 550 Mitarbeitende kümmern sich in sechzig Gemeinden und Städten im Kreis Ostholstein sowie Plön und Segeberg um die Aufgaben der Ver- und Entsorgung in den Bereichen Wärme, Wasser und Abwasser, Breitbandausbau und umweltschonende Entsorgung von Müll. In jedem einzelnen dieser Bereiche engagiert sich der ZVO stark in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Ein zentrales Thema ist die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Die regenerative Energiegewinnung, der effiziente Einsatz von Energie, der Einkauf von CO2 -neutralem Strom und die Bereitstellung von Biogas an den eigenen Erdgastankstellen sind nur einige Beispiele der Bemühungen.
Die drei Mitarbeitenden der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Kreisläufe im ZVO begleiten, koordinieren und treiben die Entwicklung der Nachhaltigkeit im ZVO und seinen Tochtergesellschaften weiter voran. Zu ihren Aufgaben gehören derzeit die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes sowie das Formulieren und Verfolgen von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen des ZVO. Beispiele hierfür sind der Ausbau erneuerbarer Energien an eigenen Standorten zur Eigenstromerzeugung, der Umbau des Fuhrparks und Potenzialstudien in unterschiedlichen Themenfeldern. Auf vielen Ebenen ist der Zweckverband bereits nachhaltig unterwegs und hat sich 2017 freiwillig den Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) verpflichtet.
Darüber hinaus unterstützt der Zweckverband Schulen und Kinder bei der Entwicklung zu nachhaltigem Denken. Eigens entwickelte Lernkoffer, die beim ZVO ausgeliehen werden können, führen die Kinder spielerisch an den richtigen Umgang mit Abfall heran.
Umweltfreundliches und sozialverträgliches Wirtschaften
Eine der Visionen des Zweckverbandes ist es, die Abfallsammlung klimaneutral zu gestalten. In Neustadt in Holstein betreibt der ZVO ein Müllheizkraftwerk. Die bei der Müllverbrennung entstehende Energie versorgt Privathaushalte und Unternehmen mit Fernwärme und Strom. Der ZVO hat sich mit der Frage beschäftigt, ob der Strom nicht auch in Wasserstoff umgewandelt und als Antriebsenergie für die Abfallsammlung verwendet werden könnte. Das Müllheizkraftwerk verbrennt jährlich bis zu 60 000 Tonnen Restmüll. Bei der Verbrennung entsteht heißes Rauchgas, das in Kesselrohren befindliches Wasser so stark erhitzt, dass Dampf entsteht. Dieser Dampf wird an eine Turbine geleitet und in thermische und elektrische Energie umgewandelt. So werden derzeit 8 000 MWh Strom pro Jahr ins öffentliche Netz eingespeist.
Theoretisch könnte der Zweckverband diesen Strom auch als Antriebsenergie für die Absammelfahrzeuge nutzen, um die Müllabfuhr klimaneutral zu gestalten. „Die Anforderungen in unserer ländlichen und touristischen Region mit ihren weiten Entfernungen und der teilweise hohen Sammelmenge führt dazu, dass eine batterieelektrische Abfallsammlung nicht darstellbar ist“, sagt Holger Kroll, Leiter der Stabsstelle für Nachhaltigkeit und Kreisläufe. „Insofern liegt es nahe die Abfallsammlung mit Brennstoffzellentechnologie umzusetzen.“
Von der Müllverbrennung zur Wasserstofferzeugung
In einer Potenzialstudie untersuchte der ZVO, ob der durch die Verbrennung zur Verfügung stehende Strom grundsätzlich ausreichen würde, um die gesamte Absammelflotte von ungefähr 30 Fahrzeugen mit Wasserstoff zu versorgen. In einer Projektstudie wurden die genehmigungsrechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht. Das Ergebnis: es ist technisch und rechtlich möglich, aktuell ist die eigene Produktion von Wasserstoff für den ZVO aber noch nicht wirtschaftlich darstellbar. Problematisch sind derzeit zudem noch die hohen Mehrinvestitionen für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge gegenüber den konventionellen Fahrzeugen sowie die fehlende Infrastruktur im Bereich Ostholstein. Es gibt allerdings intensive Bemühungen für die Errichtung von Wasserstofftankstellen in Neustadt in Holstein und Oldenburg.
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Erhebliches Einsparungspotenzial von CO2
„Mit einer Förderung von 90 Prozent der Mehrkosten sind wir in der Lage, drei Absammelfahrzeuge anzuschaffen“, rechnet Ole Schlaack, Leiter der Entsorgungslogistik, vor, so dass die klimaneutrale Abfallsammlung mit "grünem" Wasserstoff weiterverfolgt wird, auch wenn eine eigene Produktion des Wasserstoffs gegenwärtig für den Zweckverband Ostholstein nicht zum Tragen kommt.
Die Vision, die Abfallsammlung klimaneutral zu gestalten, ließe sich laut Zweckverband bis 2032 umsetzen, wenn jährlich fünf neue Abfallsammelfahrzeuge angeschafft würden. So könnten jährlich bis zu einer Million Liter Diesel für die Abfallsammlung und 2,64 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Der ZVO ist überzeugt, dass sich entsprechende Vorgaben für saubere, emissionsfreie Fahrzeuge im Bereich des ÖPNV und dem Baustellenverkehr in der Fehmarn-Belt-Hinterland-Anbindung positiv auf die Nutzungsstruktur und Auslastung der geplanten Wasserstofftankstellen auswirken würden.
Steckbrief:
Zweckverband Ostholstein (Körperschaft des öffentlichen Rechts)
- Gründung: 1927
- Vision: Verwendung der im Abfall steckenden Energie zum Antrieb der Absammelfahrzeuge nutzen
- Anschrift: Wagrienring 3-13, 23730 Sierksdorf
- Ansprechpartner: Holger Kroll / Mail: h.kroll@zvo.com
- Webseite: https://www.zvo.com/
- Investitionsförderungen: für den Aufbau der Elektrolyse inkl. der notwendigen Randinstallationen (Netzverteilung, H2-Speicher und H2-Verdichter, …), für die Anbindung ans Gasnetz (H2-Pipeline, Gasübergabestation) und für den Aufbau von H2-Transport und mobiler Tankstelle für die Übergangszeit, bis öffentliche H2-Tankstellen in der Nähe zur Verfügung stehen