Rückblick auf das Wasserstofffest 2023 in Rendsburg
Am 2. November 2023 fand das Jahresfest der Wasserstoffwirtschaft in den Räumlichkeiten des Hotels ConventGarten in Rendsburg statt. Eine Veranstaltung, die von der Landeskoordinierungsstelle Wasserstoff SH, der WTSH GmbH und dem HY.SH Landeskompetenzzentrum Wasserstoffforschung Schleswig-Holstein, der EKSH - Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH organisiert wurde. Das Fest war ein großer Erfolg und hatte einen besonderen Anlass: Die einstimmige Verabschiedung der fortgeschriebenen Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein am 1. November 2023, was einen bedeutenden nächsten Schritt für die Wasserstoffwirtschaft in Schleswig-Holstein einleitet.
Das Highlight des Tages war die Vorstellung der Strategie durch Herrn Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur im Land Schleswig-Holstein. In seiner Präsentation beleuchtete er die 17 Maßnahmen für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in unserem Bundesland. Dabei setzte er nicht nur informative, sondern auch wegweisende Akzente für unsere gemeinsame Zukunft:
Die wesentlichen Ziele im Überblick:
Aufbau der Erzeugungskapazitäten in SH:
- 1,5 Gigawatt bis 2030 (entspricht 1,5 Kraftwerken)
- 6 Gigawatt bis 2040
- 10 Gigawatt bis 2045
Klimaschutz:
- 2,5 Millionen Tonnen Treibhausgas-Minderung bis 2030 durch grünen Wasserstoff
Regionale Wertschöpfung:
- Ansiedlung entlang der Wertschöpfungskette und Arbeitsplätze im Wasserstoffmarkt
Versorgungssicherheit:
- Ausbau von mindestens 800 Megawatt steuerbare Kraftwerke bis 2030 in Schleswig-Holstein.
In einer anschließenden Fragerunde hatten Schülerinnen und Schüler sowie Studierende die Möglichkeit fragen an den Minister Goldschmidt zu stellen. Auch hier zeigte sich die große Motivation im Kampf gegen den Klimawandel und einer dekarbonisierten Zukunft. Ein großes Interesse bestand im Bereich der Weiterbildung in Form von Studien- und Ausbildungsplätzen, um den Markthochlauf im Bereich Wasserstoff zu unterstützen. Das zeigte sich auch im späteren Verlauf der Veranstaltung mit der Teilnahme des Publikums über ein digitales Tool: Vor allem in technischen Bereichen, sei der Fachkräftemangel bereits ausgeprägt und hier braucht es schnellstmöglich Maßnahmen, um technikversierte Ausbildungen wieder attraktiver zu gestalten, so die Rückmeldung aus dem Publikum.
Abschließend bot die Podiumsdiskussion, an der sich das Publikum auch aktiv über ein interaktives, digitales Tool beteiligen konnte Raum für einen regen Austausch zwischen den Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung und vertiefte die Inhalte der neu vorgestellten Strategie. Hierbei wurden wichtige Fragen zur Wasserstoffwirtschaft erörtert, darunter was aus der ersten Phase der Wasserstoffstrategie abgeleitet werden kann, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen und wie die richtigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung geschaffen werden können.
Die Stimmung während der Podiumsdiskussion beim Publikum:
Die Podiumsdiskussion spiegelte eine Atmosphäre wider, in der sowohl vorsichtiger Optimismus als auch ein Gefühl der Dringlichkeit miteinander verschmolzen. Während die Zuhörerschaft die Notwendigkeit eines schnellen und effektiven Übergangs zur Wasserstoffwirtschaft anerkannte, zeigte sich auch eine klare Erwartungshaltung gegenüber der Landesregierung, sich weiterhin für die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen einzusetzen.
Die Landesregierung hat im Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft bereits einige Erfolge erzielt — insbesondere im Hinblick auf die erste Phase der Wasserstoffstrategie, die einen grundlegenden Baustein für die zukünftige Wasserstoffwirtschaft darstellt. Die Änderungen der geleakten Entwürfe bis zur finalen Veröffentlichung der zwei delegierten Rechtsakte zur Definition von grünem Wasserstoff sowie zur Anrechenbarkeit von klimafreundlichen Energieträgern, zeigt, dass die Landesregierung aktiv auf Bundesebene mitwirkt und sich für die Belange der Wasserstoffwirtschaft stark macht. Dieses Engagement wird als entscheidender Schritt zur Erreichung der ambitionierten Ziele der Bundesregierung gesehen, wie etwa die Installation von 10 GW Elektrolysekapazität bis 2030.
Auch bereits bekannte Themen kamen auf, die im nächsten Schritt angegangen werden müssen, da waren sich alle einig: So zeigte das Publikum sich besorgt hinsichtlich der Themen Flächenkonkurrenz und einer Grenzöffnung für den weiteren Flächenverbrauch, “Greenwashing” sollte weiterhin vermieden, Genehmigungsverfahren erleichtert und beschleunigt werden und es sei wichtig Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung zu schaffen, um Akzeptanz für die Wasserstoffwirtschaft zu steigern. Die Komplexität eines sich entwickelnden Marktes zeigt sich in dem Spannungsfeld zwischen dem Bedarf an weiterer Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen bei gleichzeitigem Wunsch nach weniger Regulierung, und dem Streben nach mehr finanzieller Unterstützung im Gegensatz zu der Ansicht, dass der Markt diese Entwicklungen eigenständig vorantreiben kann.
Goldschmidt zeigte sich während der Podiumsdiskussion aufgeschlossen und bereit, weitere Schritte und Maßnahmen auf Bundesebene zu besprechen und zu verhandeln. So stehen beispielsweise Themen wie die Schaffung von Strompreiszonen im Raum, um die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion zu verbessern und die Weiterentwicklung des Netzentwicklungsplans, der auf eine integrierte Betrachtung der Strom- und Gasinfrastruktur abzielt.
Zusammenfassend reflektiert die Podiumsdiskussion die komplexen Herausforderungen und Chancen, die sich aus der neuen Wasserstoffstrategie ergeben. Die Landesregierung hat wichtige Schritte unternommen, um diese Transformation zu unterstützen. Nun stehen Wirtschaft, Forschung und Politik vor der Aufgabe die nächsten Schritte zu gehen, wobei auch die Bevölkerung mitgenommen werden muss.
Zusammenfassung:
Nach dem offiziellen Teil hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, in angenehmer Umgebung bei Getränken und Mittagessen zu netzwerken und zu diskutieren.
Das Wasserstofffest zeigte einmal mehr, dass Schleswig-Holstein eine zentrale Rolle in der Wasserstoffwirtschaft einnimmt. Mit dem Ziel, bis 2030 mindestens 800 MW steuerbare wasserstoffbetriebene Kraftwerke zu errichten, die Erzeugungskapazitäten bis 2030 auf 1,5 Gigawatt aufzustocken und 2,5 Millionen Tonnen Treibhausgas mit grünem Wasserstoff zu verdrängen, geht das Bundesland einen ehrgeizigen Weg zur Klimaneutralität. Die optimale Nutzung erneuerbarer Energien, die Entwicklung von Wasserstofftechnologien und der Ausbau des Wasserstoffnetzes sind Schlüsselkomponenten dieser Strategie.
Die Veranstaltung unterstrich auch die gesellschaftliche Bedeutung des Wasserstoffausbaus. Es bedarf der Unterstützung und des Engagements von Bürgern, Unternehmen und Politik, um diese nachhaltige Zukunftsvision zu realisieren. Seit 2020 wurden 41 Wasserstoffprojekte mit einem Fördervolumen von rund 20 Millionen Euro über Landesmittel gefördert, und der Ausbau von Ausbildungsplätzen und Studienplätzen im Bereich Wasserstoff wird dazu beitragen, die notwendige Expertise aufzubauen.
Insgesamt war das Wasserstofffest ein großer Erfolg und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft für Schleswig-Holstein. Wir danken allen Organisatoren und Teilnehmern für ihren Beitrag zu diesem gelungenen Tag und sind zuversichtlich, dass die Wasserstoffwirtschaft in Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren noch so einiges bewegen wird.