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1.000 Tage Nationale Wasserstoffstrategie

Verbände fordern Geschwindigkeit und Pragmatismus für den Markthochlauf

Berlin, 06. März 2023. Mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung am 10. Juni 2020 das Thema Wasserstoff erstmals und ernstzunehmend in den Blickpunkt gerückt. Zukunft Gas und der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband ziehen heute nach fast genau 1.000 Tagen gemeinsam Bilanz: „Der Start in die Wasserstoffzukunft ist gelungen. Erneuerbare und dekarbonisierte Gase sind fest in der Energiewende verankert. Was wir nun brauchen, sind mehr Pragmatismus und Geschwindigkeit“, betonten die beiden Vorsitzenden Dr. Timm Kehler und Werner Diwald heute gemeinsam in Berlin.

Foto: Zukunft Gas

Einen Tag bevor die Nationale Wasserstoffstrategie 1.000 Tage besteht, standen Erfolgsbeispiele im Mittelpunkt der gemeinsamen Veranstaltung. So würdigten die beiden Verbände die Arbeit der Stiftung H2Global, die gegründet wurde, um den Hochlauf des Wasserstoffmarkts weltweit voranzubringen. Timm Kehler, Vorstand bei Zukunft Gas, ist sich sicher, dass eine solche effiziente Verzahnung der Förderinstrumente über die gesamte Lieferkette hinweg auch eine wirksame europäische Antwort auf den Inflation Reduction Act (IRA) der USA geben kann: „Gerade mit Blick auf den IRA und unsere Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt dürfen wir jetzt nicht bei reinen Absichtserklärungen stehen bleiben. Wir benötigen deutlich mehr Pragmatismus, um Wasserstoff statt Richtlinien zu produzieren. Für einen international funktionsfähigen Wasserstoffmarkt bedarf es nun schnell klarer Herkunftsnachweise.“

Wasserstoff wird nicht nur unser Energiesystem vollständig verändern, sondern auch die Machtverhältnisse auf den globalen Energiemärkten verschieben. Diese Chance muss Deutschland proaktiv nutzen. „Die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie muss der Dimension einer zukünftigen grünen Wasserstoff-Marktwirtschaft gerecht werden und konkrete Maßnahmen für einen investitionssicheren Markthochlauf der Wasserstoffenergiewirtschaft in allen Sektoren benennen“, so Werner Diwald, Vorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes.

Um den Energieträger Wasserstoff künftig breit nutzen zu können, ist der Aufbau einer Infrastruktur, sowohl hier als auch in den zukünftigen Exportländern unabdingbar. „Dabei ist unsere Ausgangslage sehr gut: Mit der bestehenden Gasinfrastruktur gibt es bereits ein tragfähiges Fundament“, betont Kehler. Europäische Energieinfrastrukturbetreiber haben darüber hinaus in der Initiative European Hydrogen Backbone ihre Vision für eine etwa 53.000 Kilometer lange Wasserstoffnetzinfrastruktur in 28 europäischen Ländern entwickelt, die zu großen Teilen aus umgewidmeten Erdgasleitungen bestehen wird. „Wir begrüßen, dass das BMWK den European Hydrogen Backbone umsetzen und Wasserstoff-Importterminals schaffen will. Auch bei den Terminals ist die Branche bereit. So entstehen beispielsweise in Wilhelmshaven und Stade nicht nur landbasierte LNG-Terminals, sondern Energy Hubs, die nach dem Ende der Erdgasnutzung für den Import dekarbonisierter und erneuerbarer Gase genutzt werden können“, so Kehler weiter.

Kritisch sehen beide Verbände dagegen die Idee, eine neue staatliche Wasserstoff-Netzgesellschaft aufzubauen. Hierfür seien die etablierten privatwirtschaftlichen Akteure deutlich effizienter und schlagkräftiger aufgestellt und könnten schneller agieren. „Das Verteilnetz, das heute 20 Millionen Haushalte, aber eben auch 1,8 Millionen Gewerbe- und Industriekunden versorgt, muss in ein künftiges System eingebunden werden und dieses System sollte mit den Stromnetzen zu einem integrierten Energiesystem zusammenwachsen. Hierfür sind viel Engagement, Pioniergeist und Mut nötig. Eigenschaften, welche, die Gaswirtschaft mitbringt. Sie ist bereit, Gase neu zu denken. Was wir nun brauchen, ist, so viel Geschwindigkeit und Pragmatismus wie möglich, und so wenig Verwaltungsstruktur wie nötig“, betonten beide Vorsitzende.

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