Kann grüner Wasserstoff aus nachhaltiger Biomasse effektiv erzeugt werden?
Erfolgreiche zweite Auflage der digitalen Veranstaltungsreihe "Kaffee, Tee und Wasserstoff" von MELUND und LKS Wasserstoffwirtschaft am 29. September
Impulse, Workshops, Diskussionen, Netzwerken - das MELUND und die LKS Wasserstoffwirtschaft SH begrüßten am 29. September über 60 Teilnehmende zur zweiten Auflage der digitalen Round Tables "Kaffee, Tee und Wasserstoff". Der Name der Veranstaltungsreihe ist dabei Programm: Mit „Kaffee, Tee und Wasserstoff“ wurde eine Plattform für einen engen, informellen Austausch zu Themen geschaffen, die sowohl die Wasserstoffwirtschaft als auch die Politik bewegen. Die Round Tables dienen dazu, wichtige strategische Fragen miteinander zu diskutieren.
Das Thema im September: Mehr als Wind und Sonne – wie kann grüner Wasserstoff auch effektiv aus nachhaltiger Biomasse oder Abfall erzeugt werden?
Energienutzung und das Wasserstoffprojekt beim ZVO
Dazu begrüßte Moderatorin Annika Fischer, Leiterin der Landeskoordinierungsstelle Wasserstoffwirtschaft SH, zunächst Holger Kroll. Der gelernte Landwirt und Umweltschutzingenieur mit langjähriger Erfahrung in der Abfallwirtschaft ist seit 2019 beim Zweckverband Ostholstein verantwortlich für die Stabsstelle „Nachhaltigkeit und Kreisläufe“. In seinem Impulsreferat ging Holger Kroll auf die Energienutzung und das Wasserstoffprojekt beim ZVO ein, dem Zusammenschluss von 60 Gemeinden und dem Kreis Ostholstein.
Er hob hervor, dass die Abfallsammlung im Mobilitätsbereich sowohl durch die Einwirkungen der Clean Vehicle Directive - der Beschaffungsvorgabe für saubere Fahrzeuge in der Abfallwirtschaft und im ÖPNV - als auch durch das Thema Klimaschutz und Klimaneutralität, mit dem sich der ZVO seit einiger Zeit beschäftigt, vor einer großen Herausforderung steht. Ein Unternehmensziel ist in dem Kontext, den energetischen Kreislauf zu schließen - von der Abfallsammlung zur entsprechenden Umwandlung des Abfalls wie Verstromung und Elektrolyse. Der produzierte Wasserstoff kann dann wieder für die Sammlung des Abfalls eingesetzt werden. Mit dem Zuwendungsbescheid für die Beschaffung von drei Abfallsammelfahrzeugen ist ein erster wichtiger Schritt getan, die Planungen für die Errichtung von zwei Wasserstofftankstellen in Ostholstein haben schon begonnen. Die entscheidende Frage ist für den ZVO nun, wo der grüne Wasserstoff produziert werden kann.
Wasserstoff aus Biomasse - eine Einordnung
Dem Forschungsstand Biomasse als Teil der Wasserstoffwirtschaft widmete sich im Anschluss Dr. Jörg Kretzschmar, seit 2019 stellvertretender Leiter des Bereichs „Biochemische Konversion“ am DBFZ – Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH in Leipzig. Seine Kernbotschaften waren: Aus Nachhaltigkeitsgründen und mit dem Hintergrund früherer Diskussionen zur Nutzung verschiedener Anbaukulturen muss man sich bei biobasierter Wasserstoffproduktion im Wesentlichen auf Reststoffe beziehen, zum Beispiel landwirtschaftliche Nebenprodukte, Holz und Forstwirtschaft-Reststoffe, Industrie-Reststoffe und Siedlungsabfälle. Schleswig-Holstein selbst hat ein relativ hohes Biomassepotenzial an Stroh und tierischen Exkrementen verglichen mit dem bundesweiten Durchschnitt. Von dem gesamten theoretisch zur Verfügung stehendem Potenzial biogener Reststoffe in Deutschland gibt es einen kleinen Teil noch nicht genutzter Reststoffe, die zur Herstellung von Wasserstoff verwendet werden könnte. Jedoch besteht auch hier Nutzungskonkurrenz zur Produktion von Biogas bzw. Biomethan.
Wenn man etwas aus Biomasse herstellt, ist es aus Sicht von Dr. Jörg Kretzschmar wichtig zu überlegen, welchen Wert dieses Produkt in einer allgemeinen System- und Technologiebewertung hat bzw. welchen Wert auch der Kohlenstoff hat, der im Produkt gebunden ist.
Er betonte, dass Wasserstoff aus Biomasse vergleichsweise teuer bleibt und eine Rechtfertigung für die Nutzung von Biomasse zur Wasserstoffproduktion sehr von spezifischen Betrachtungen abhängt, die im Einzelfall immer geprüft werden müssen - darunter beispielsweise der Biomasse- oder Strombezug.
Zwischen den beiden Impulsreferaten waren die Teilnehmenden gefordert: In verschiedenen Workshoprunden diskutierten sie an digitalen Round Tables die unterschiedlichen Herausforderungen, aber auch Chancen für den Einsatz von nachhaltiger Biomasse zur Wasserstoffproduktion - von Sicherheitsaspekten bis zur Akzeptanz in der Bevölkerung. Nach der abschließenden Dialogrunde blieb noch ausreichend Zeit für das freie Netzwerken.
Die Mitschnitte zu den Impulsreferaten und der Dialogrunde folgen hier in Kürze. Die Präsentationen von Holger Kroll und Dr. Jörg Kretzschmar können Sie sich hier anschauen:
Holger Kroll: Präsentation
Dr. Jörg Kretzschmar: Präsentation